100 Tage Erfahrung mit Elektromobilität

Tag 1:

Erwartungsvolle Smart-Fahranfänger stehen am 26.04.2019 im Autohaus Sing in Heidenheim. Alle 13 Fahrzeuge hintereinander aufgereiht - ein sehr imposantes Bild.

Obwohl es schon im „Gasfuß juckt“ muß man noch etwas Geduld haben, denn die Bedienung des Fahrzeuges ist für Elektroanfänger neu. Die ausführliche Einführung an jedem einzelnen Fahrzeug ist daher ein Muss.

Endlich geht’s los. Und nicht jedes der Fahrzeuge nahm den direkten Weg zum Heimatort des Mitarbeiters oder auf das Firmengelände – sondern es stand eine erste Erkundungsfahrt an. Da passte es gut, dass Freitag war, so wurden die meisten Fahrzeuge schon gleich eifrig genutzt. Bekanntlich macht Übung den Meister.

Einer der 13 Smart-Piloten hat für die erste Zeit mit den Fahrzeugen Tagebuch geführt. Los geht’s mit:

Alles Testen:

  • Wie schnell läuft er?
  • Wie zieht er von unten raus?
  • Wie beschleunigt er?
  • Wir fährt er sich auf der Autobahn?

Erstes Fazit: Läuft nicht schlecht, dürfte auch gerne schneller sein.

Tag 3 - 50: Der Smart erzieht seinen Fahrer

Schon nach den ersten Fahrten zur Arbeitsstelle und zurück oder zur Baustelle verändert sich die eigene Verhaltens- und Denkweise. An die Begeisterung über Höchstgeschwindigkeit tritt Sparsamkeit. Ich denke über meine Fahrweise nach - man realisiert – es findet ein Umdenken statt.

Die Reichweite wird immer größer, weil man enegiesparender fahren lernt. Ein Wetteifern unter Kollegen beginnt: Wer kommt am Weitesten? 140 km – persönlicher Spitzenwert erreicht. Doch dann erfährt man, dass der Kollege fast 160 km geschafft hat. Wettbewerb der ökologischen Art.

Ein wichtiger Punkt in dieser Zeit war auch, Ladesäulen zu finden: Auf vielen Strecken findet man Lademöglichkeiten, wo man vorher noch nie welche gesehen hat.

Zweites Fazit: Elektrisch unterwegs sein hat viel mit Vorausschau und Planung zu tun.

Tag 60 - 75: Überraschung: Hitzewelle ist kein Reichweitenkiller

Aus der Verbrennerwelt ist man gewohnt – Klimaanlage schlägt sich im Verbrauch nieder. Im Smart dagegen arbeitet eine energieeffiziente Wärmepumpe. Sozusagen eine Art Kühschrankagreggat. Und mit der App auf dem Smartphone kann man mit der Vorklimatisierung einstellen, wann man losfahren will. Dann steigt man in ein angenehm termperiertes Auto. Und die Reichweite: Sinkt bei Klimatisierung viel weniger als angenommen. Bin schon gespannt, wie das im Winter sein wird.

Fazit: So bequem kann Elektromobilität sein.

Tag 75 - 90: Mit dem Verbrenner in den Urlaub

Spannend, in den Urlaub mit dem Erstauto der Familie. Schön, alles wie man es von „früher" gewohnt ist. Man fährt wieder schneller, genießt die bewährte Technik und den Komfort. Nach Urlaubsrückkehr wieder zu Hause und im Smart unterwegs. Und da ist es wieder – das „andere“ fahren. Ganz automatisch fährt man wieder:

  • umsichtiger
  • vorausschauender
  • und Ladepunkte planend

Und man merkt: Die ersten Kilometer ist man nicht so effizient wie vor dem Urlaub unterwegs. „Hab ich schon alles verlernt?" Nein, man fährt nur aus Gewohnheit einfach wieder deutlich schneller. Doch die 3.000 km Fahrpraxis machen es leicht, schon nach 1-2 Tagen ist man wieder auf dem alten Stand.

Die nebenstehende Auflistung "Verbrauchswerte E-Smart" zeigt deutlich, wie durch die angepasste Fahrweise der Verbrauch geringer und damit die Reichweite deutlich größer wird. Man bekommt für vorausschauendes Fahren als Sofortbelohnung einen Reichweitenbonus – den man sofort sehen kann.

Verbauchswerte E-Smart

Woche

Smart A (kW/100km)

Reichweite (viel Autobahn)

Smart B (kW/100km)

Reichweite (ohne Autobahn)

1

ca. 27

ca. 82

   

2

ca. 26

ca. 91

   

3

ca. 26

ca. 81

   

4

ca. 26

ca. 79

   

5

ca. 24

ca. 98

   

6

14,3 - 20,1

140

   

7

18,9 - 22,1

114

   

8

Urlaub

     

9

Urlaub

 

15,1 - 16,0

161

10

15,5 - 18,7

110

15,0 - 15,8

148

11

16,7 - 18,4

116

14,9 - 15,2

150

12

18,5 - 18,6

99

14,2 - 15,2

153

13

16,1 - 18,5

113

14,2 - 15,2

155

14

17,3 - 18,5

101

14,1 - 15,2

155

15

17,4 - 18,5

104

14,1 - 15,1

157

Drittes Fazit: Schnellfahren kostet viel mehr Energie. Und soooo viel später kommt man trotz der langsameren Gangart gar nicht an.

Tag 90 - 100: Stau mit dem E-Smart - kein Streß

Nach über einer Stunde Stau mit Stop-and-go-Verkehr schätzt man, dass der E-Smart auch ganz langsam anrollen kann. Der Motor ist im Stand automatisch aus und kein Start-Stopp-Geräusch wie im Verbrenner stört. Und die zweite Überraschung: Der Stromverbrauch auf dieser Strecke trotz Stau nur unwesentlich höher als sonst. Die Klimaanlage braucht eben viel weniger Strom als gedacht.

Doch der Smart hat auch eine Achillesferse: Durch den kurzen Radstand ist eine plötzliche Vollbremsung mit verbundenem Ausweichen ein Schreckmoment. Den Smart im Zaum halten erzeugt Schweißperlen in Sekunden.

Wie sieht die Gesamtbilanz aus:

  1. Wer bremsen muß - gewinnt:
    Am effektivsten ist, vorausschauend fahren und bremsen weitestgehend vermeiden. Das ist jedoch grade im Stadtverkehr nicht so leicht möglich. Dann profitiert man davon, dass man im E-Smart Bremseenergie wieder in die Batterie zurückleitet – die Fachleute nennen das Rekuperation.
     
  2. Autobahn kostet mehr Energie
    „Unsere" Smarts die viel Autobahn fahren, haben eine deutlich kürzere Reichweite im Durchschnitt erreicht als Fahrzeuge, die nur in der Stadt und auf Überland benutzt werden (siehe Tabelle).
     
  3. Ein E-Auto ist nahezu lautlaus, und deshalb muss man auf Radfahrer und Fußgänger besonders achten. Gerade auf Parkplätzen laufen die Fußgänger unvermittelt vor das Auto -– sie hören uns nicht. Man muß lernen, sich darauf einzustellen.

Schluß Fazit:

Elektromobilität ist in unserem Unternehmen zum Gesprächsthema unter den Mitarbeitern geworden.

Wir sind froh, mit der Nutzung von E-Autos einen Teil zu einem besseren Klima und zu einer besseren Umwelt beitragen zu können. Es kann jeder etwas beitragen, jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten, egal ob Privatperson oder großes oder kleines Unternehmen.

Mit dem E-Smart fahren macht uns allen richtig Spaß!  Und wir sind gespannt, welche weiteren Erkenntnisse und Erfahrungswerte wir nach einem ganzen Jahr haben werden.

Weitere Infos:

  • Tag der Elektromobilität 2019
    Zum 5. Mal jährte sich der Tag der Elektromobilität. Am 16.06.2019 fanden in vielen Städten und Institutionen Messen, Ausstellungen und Veranstaltungen für eine enkeltaugliche Zukunft statt.
    eStart 2019 - Tag der Elektromobilität
     
  • 100 Tage Senat Berlin - versprochen - gehalten
    Insgesamt mit 60 Projekten ist der Senat in seine Arbeitsperiode gestartet. Eines, die Umstellung der Dienstfahrzeuge auf Hybrid- und Elektro-Fahrzeuge sowie Dienstfahrräder und Carsharing (Punkt 53). Ebenfalls weiter ausgebaut wurde das Radverkehrsgesetz für nachhaltige Mobilität (Punkt 51).
     
  • Tesla-Energie-Wette in Australien
    Elon Musk, Chef des Automobilherstellers Tesla, gewinnt 100 Tage-Wette und versorgt 30.000 Haushalte mit Strom mit dem größten Akku der Welt.
    manager magazin vom 19.09.2017
     

In eigener Sache:
JobRad-Modell neu ab August

  • Bildrechte: fotolia (Manola Gargano)

Jeder kann etwas für den ökologischen Fußabdruck tun. Getreu dem Motto: Wir wollen etwas für die Umwelt tun, bist Du dabei? Ab August 2019 bieten wir das JobRad-Modell im Unternehmen an. Dabei können Mitarbeiter ihr Dienstfahrrad auch privat in der Freizeit nutzen. Und Steuerersparnis gibts noch obendrauf.