Azubis von Wölz geben Insekten ein Zuhause
Natürliche Lebensräume für unsere Insekten werden immer knapper. Aufgrund des Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft, Eingriffen des Menschen in Naturlandschaften sowie dem Wegfall von Grünflächen werden die Rückzugsorte für die Artenvielfalt und die Population der Insekten immer weiter reduziert und stellen eine Bedrohung dar. Viele Insekten wie Hummeln, Wildbienen, Schlupf-, Falten- oder Wegwespen haben ihren Lebensraum verloren.
Auf der vom Bund Naturschutz herausgegebenen "Roten-Liste" sind bereits 21 Prozent der in Deutschland bekannten Insekten stark gefährdet. Auch wird dort der jahrzehntelange Rückgang und die Reduzierung der Insekten ebenfalls bestätigt. Diese traurige Entwicklung besteht bereits seit den 70er Jahren.
Lukas Wölz, im 3. Lehrjahr zum Metallbauer, wollte etwas gegen diese Entwicklung tun. Bei einer gemeinsamen Runde aller Azubis, in der Lukas seine Gedanken vorstellte, war schnell die Entscheidung getroffen: Alle wollten beim Bau eines Insektenhotels mitmachen.
Ein Platz war ebenfalls gleich gefunden: Auf einem angrenzenden Grundstück neben den Parkplätzen der Firma gibt es eine geeignete Fläche.
Bei der Besprechung wurde neben der Möglichkeit, ein kleines Insektenzimmer auf einer Baumscheibe zu bauen auch über ein Insektenhotel zum Hängen diskutiert. Die Jungs und Mädels entschieden sich letztendlich aber für ein möglichst großes, gemeinsames Insektenhotel auf Füßen.
Ein Bausatz, der den Vorstellungen entsprach, war leider nicht im Netz zu finden. Emma Mäusle, Auszubildende zur Industriekauffrau, hatte schon fleißig Ideen gesammelt und sich schlau gemacht, welche Füllungen welche Insekten mögen und wie die Aufteilung der einzelnen Bereiche im Hotel werden könnte. Celina Schuster und Dennis Kintzli, beide Auszubildende zum Technischen Systemplaner, setzten die gemeinsam festgelegten Wünsche und Anforderungen an das Insektenhotel kurzerhand selbst zeichnerisch um.
Insgesamt wurden 3 Arbeitstage für das Vorhaben angesetzt.
1. Tag - Planung und Aufgabenverteilung
Zuerst mussten natürlich alle Aufgaben besprochen und festgelegt werden. Schon gleich zu Beginn wurden die Einschlaghülsen gesetzt und die bestelltenBretter auf Maß gebracht und geschliffen. Das gemeinsame Pizzaessen in der Mittagspause stärkte für den Nachmittag, an dem bereits die ersten Bretter ihre endgültige Farbgebung erhielten.
2. Tag - Zusammenbau und Aufbau
Zwei Tage später traf man sich für den nächsten Abschnitt. Gemeinsam wurden die Einzelteile zusammengesetzt und mittels Winkel und Schrauben miteinander verbunden. So entstanden unterschiedliche Fächer und Regale.
Mittels des firmeneigenen Staplers wurde das Haus dann an seinen geplanten Standort gebracht. Um die Strecke vom Stapler bis zu den Einschlaghülsen zurückzulegen, war gemeinsame Muskelkraft aller Auszubildenden nötig. Das massive Haus hatte bereits ein beachtliches Gewicht.
Das Insektenhotel sollte ein begrüntes Dach für eine noch bessere Umgebungsatmosphäre erhalten. Dazu wurden Sukkulenten verwendet, die an besondere Klima- und Bodenverhältnisse gut angepasst sind. Die Mannschaft entschied sich für eine Mischung von Blatt-, Stamm- und Wurzelsukkulenten, um auch hier eine möglichst hohe Vielfalt widerzuspiegeln.
3. Tag - Abschluss der Arbeiten
Aufgrund der unterschiedlichen Berufsschultage unserer Azubis konnten erst Mitte Oktober bei einem dritten Treffen alle Arbeiten abgeschlossen werden. Als letztes mussten noch die Füllungen der einzelnen Bereiche eingebracht werden.
Dafür eignen sich z. B. Schilfröhrchen, die nicht splittern oder Holzstücke - etwa von Obstbäumen - mit Bohrlöchern. Von Zeit zu Zeit müssen die Füllungen kontrolliert bzw. erneuert werden, damit sich die Insekten nicht vom Hotel abwenden.
Das Wölz-Insektenhotel sollte auch eine Möglichkeit für Schmetterlinge bieten. Schmetterlinge sind unter den Insekten eine besonders artenreiche Familie. Auf der ganzen Welt gibt es mehr als 180.000 Verschiedene. Ein Großteil unserer Blütenpflanzen wird nämlich von Schmetterlingen bestäubt.
Ein Schmetterlingshaus soll Schutz vor Kälte und schädlichen Einflüssen aus der Natur bieten. Der Unterschied zu einem Vogelhaus besteht beim Schmetterlingshaus darin, dass der Zugang nicht über ein Loch, sondern über längliche Eingangsschlitze, die eingesägt oder eingefräst werden, erfolgt. Unser Schmetterlingshaus hat dazu noch eine einladende rote Farbe erhalten.
Marienkäfer und andere Käfer sollten sich ebenfalls wohl fühlen. Dazu wurde Stroh in einige Fächer gestopft und von beiden Seiten mit engmaschigem Draht fixiert. Ebenso fühlen sich die Florfliege und der Ohrwurm in dieser Umgebung zu Hause. Manche Marienkäfer und Ohrwürmer bevorzugen die Zapfenfüllung. Auch ein solcher Bereich wurde in dem Insektenhotel der Marke Eigenbau vorgesehen.
Zum Abschluss des 3-tägigen Projektes versammelten sich nochmals alle Beteiligten vor ihrem Werk und bestaunten, was man gemeinsam und mit viel Spaß Tolles schaffen kann! Wir gratulieren unseren Azubis zu diesem gelungenen Insektenhotel! Und mal sehen, wer so in das neue "Zuhause" einziehen möchte - wir sind jedenfalls alle gespannt!